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Empfehlungen für das Verhalten in Bärengebieten

Bärensichtung im Hintersteiner Tal

Am 22. Mai 2023 wurde im Hintersteiner Tal bei Bad Hindelang ein Braunbär gesichtet. Die Sichtung wurde durch das Landesamt für Umwelt (LfU) bestätigt. Dass Wanderer oder Spaziergänger tatsächlich auf den Bären treffen, ist laut einem Sprecher des LfU sehr unwahrscheinlich. Denn Braunbären gelten als sehr scheu und gehen Menschen aus dem Weg. Bisher habe es in Bayern auch keine bekannte Begegnung zwischen Mensch und Bär gegebenen.

Das LfU ruft trotzdem als Reaktion auf die Bären-Sichtung Einheimische und Besucher der Region auf, bei Aktivitäten in der freien Natur besonders aufmerksam und vorsichtig zu sein.

 

Empfehlungen für das Verhalten bei Begegnungen mit Bären

Es gibt weltweit viele Gebiete, wo Menschen und Bären leben. Die folgenden Verhaltensregeln basieren auf den Erfahrungen in diesen Gebieten und gelten international. Sie sollen helfen, das Risiko eines Unfalls mit einem Bären zu minimieren. Wichtig ist: Der Bär ist ein Wildtier und bleibt immer unberechenbar. Alle Begegnungen, aber besonders diejenigen, bei denen der Bär ein aggressives Verhalten zeigt, müssen unbedingt der Behörde gemeldet werden.

 

Generelles Verhalten in einem Bärengebiet

  • Wanderungen nach Möglichkeit in (kleinen) Gruppen unternehmen.
  • Mit Geräuschen auf sich aufmerksam machen, indem man beispielsweise miteinander redet, singt oder in regelmäßigen Abständen mit einem Wanderstock auf einen Stein oder an einen Stamm klopft. So wird der Bär auf die Menschen aufmerksam und nicht von ihnen überrascht. Das gibt ihm genügend Zeit, um sich zurückzuziehen. Aber: Nicht lärmen und johlen, das bringt unnötige Unruhe in die Natur.
  • Glocken am Rucksack sind im Berggebiet nicht geeignet: der Bär könnte dies mit Nutztieren und damit mit potenzieller Nahrung in Verbindung bringen. Glocken oder spezielle Bärenglocken ähneln in ihren Frequenzen oft auch Vogelstimmen oder anderen Geräuschen in der Natur und werden dadurch von Bären nur ungenügend wahrgenommen.
  • Besondere Vorsicht ist entlang von Bächen geboten, da dort Geräusche oft vom Bach übertönt werden.
 

Begegnung mit einem Bären auf große Distanz (> 100m)

  • Es ist möglich, stehen zu bleiben, um diese seltene Beobachtung zu genießen.
  • Auf keinen Fall näher zum Tier herangehen – auch nicht, um es besser beobachten oder fotografieren zu können.
  • Entscheidung fällen, ob man die Wanderung fortsetzen kann oder will. Je nachdem abwarten bis der Bär weg geht, Umgehungsmöglichkeiten prüfen, respektive umkehren und sich langsam entfernen.
  • Wenn sich der Bär nähert oder wenn man in Richtung des Bären weiter gehen will, unbedingt mit Geräuschen auf sich aufmerksam machen.
 

Begegnung mit einem Bären auf geringe Distanz (< 80m)

  • Auf keinen Fall näher an den Bären heran gehen; keine ruckartigen Bewegungen machen.
  • Nicht umdrehen und wegrennen – Bären sind immer schneller als Menschen.
  • Ruhe bewahren und das Verhalten des Bären beobachten; mit ruhiger Stimme sprechen, um sich als Mensch zu erkennen geben; mit Geräuschen auf sich aufmerksam machen.
  • Richtet sich der Bär auf, handelt es sich nicht um aggressiv motiviertes Verhalten. Das Tier verschafft sich damit lediglich eine bessere Übersicht über die Situation. Dieser Moment eignet sich gut für Menschen, um auf sich aufmerksam zu machen.
  • Eine Annäherung von weniger als 10 bis 20 m könnte der Bär als Bedrohung auffassen und ihn zu aggressivem Verhalten und Angriff veranlassen.
  • Sich langsam entfernen und dabei das Tier nicht aus dem Blickfeld verlieren, ohne den Bären direkt anzustarren.
  • Während der ganzen Begegnung mit ruhiger Stimme sprechen.
 

Begegnung mit einem Jungbären

  • Beträgt die Distanz weniger als 50 Meter, kann es gefährlich werden, da die Mutter sicher in der Nähe ist und ihre Jungen verteidigen könnte.
  • Sich langsam und mit ruhigen Bewegungen entfernen; allenfalls vorsichtig und nicht allzu laut auf sich aufmerksam machen.
  • Bei einer Begegnung auf große Distanz gilt: grundsätzlich gleiches Verhalten wie oben beschrieben. Der Mensch soll mit seinem gesamten Verhalten der Bärin zeigen, dass er keine Gefahr für sie oder ihre Jungen darstellt.
 

Zusätzliche Empfehlungen für Wanderer, Jogger und Biker

  • Für alle, die die Natur nutzen, gilt: niemals einer Bären-Spur folgen. Dies kann besonders gefährlich sein, wenn die Fährte von Jungtierspuren begleitet ist oder sich in der Nähe einer Höhle oder eines Tierkadavers (Nutz- oder Wildtier) befindet.
  • Durch Geräusche auf sich aufmerksam machen, insbesondere an unübersichtlichen Stellen im Gelände, etwa vor Kuppen oder Wegbiegungen.
  • Essensreste nach Hause nehmen, fressbare Abfälle nicht in offenen Abfallkörben deponieren.
  • Möglichst nicht in der Dämmerung oder Nacht joggen oder biken.
  • Kleine Wege durch Dickicht oder unübersichtliches Gelände meiden, da Gummisohlen oder -reifen kaum Geräusche verursachen und dadurch der Bär überrascht werden könnte.
  • Ein Geräusch produzierendes Hilfsmittel am Gürtel oder am Fahrrad ist empfehlenswert.
 

Zusätzliche Empfehlungen fürs draußen übernachten

Grundsätzlich meiden Bären den Menschen. Doch alles Essbare kann Bären anlocken. Bären haben einen hervorragenden Geruchsinn. Für Schlafplätze außerhalb von bewachten bzw. eingezäunten Orten gilt es einige Vorsichtsmaßnahmen zu berücksichtigen:

  • Den Schlafplatz an einer übersichtlichen Stelle und vom Wanderweg entfernt wählen.
  • Esswaren und andere Geruchsquellen (z.B. Parfum, Zahnpasta) in gut versiegelten Boxen mindesten 100m vom Schlafplatz entfernt und in mindestens 3m Höhe zwischen zwei Bäumen aufhängen.
  • Koch- und Grillstellen mindesten 50m vom Schlafplatz entfernt bauen oder aufstellen.
  • Möglichst fettfreie und geruchsarme Speisen kochen.
  • Nicht in der Kleidung schlafen, während des Kochens getragen wurde.
  • Keine Speisereste zurücklassen! Ist das Interesse von Bären an Abfällen einmal geweckt, gewöhnen sich Bären schnell an diese neuen Futterquellen.
 

Empfehlungen für das Verhalten bei einem Bärenangriff

  • Ein Bär attackiert einen Menschen in der Regel nur, wenn er provoziert wird oder sich in Gefahr wähnt. Als Provokation gelten z.B. zu nahes Herangehen oder sich ihm beim Fressen zu nähern. Vom Bär als Gefahr wahrgenommen wird auch, wenn ein Mensch Jungtieren zu nahe kommt oder wenn bei einem Aufeinandertreffen der Fluchtweg fehlt.

Verhalten des Bären, wenn er sich bedroht fühlt:

  • Scheinattacke: Nach einem Brummen oder Fauchen rennt der Bär auf den Menschen zu und hält wenige Meter vor dem Menschen an, dreht ab und rennt wieder davon. Er kann solche Scheinangriffe mehrfach wiederholen. Sie kommen meist vor, wenn der Bär überrascht wurde.
  • Vor einer (Schein)-Attacke kann man versuchen, den Bären abzulenken, indem man etwas auf den Boden legt (z.B. Jacke, nicht aber den Rucksack) und dann einige Schritte zurück geht.
  • Verhalten während eines Scheinangriffes: Stehen bleiben und weiterhin mit ruhiger Stimme sprechen. Den Bären nicht direkt anstarren, jedoch auch nicht aus dem Blickfeld verlieren. Scheinattacken enden in der Regel ohne Körperkontakte.
  • Greift der Bär trotzdem an, sollte man sich rasch flach auf den Boden legen. Auf dem Bauch liegend, mit den Händen im Nacken, schützt man alle empfindlichen Körperteile am besten. Allenfalls den Rucksack über den Kopf ziehen. Gespreizte Beine erschweren es dem Bären, den Menschen umzudrehen und so an die empfindliche Bauchregion zu gelangen. Dann gilt es, regungslos zu verweilen! Der Bär wird den Menschen erkunden und feststellen, dass dieser keine Gefahr für ihn darstellt. Wenn sich der Bär entfernt, unbedingt noch einige Minuten ruhig liegen bleiben; dann kann man vorsichtig aufstehen und sich zurückziehen.
  • Gegenwehr gegen einen Bären, der sich verteidigt (z.B. Bärin mit Jungen), ist zwecklos. Durch Gegenwehr reizt man den Bären, und er kann noch aggressiver werden. In der Regel dauert ein Angriff nur wenige Sekunden (maximal 1 Minute).
  • Sollte der Angriff aber länger dauern, will der Bär Beute machen. Dann soll man sich mit allen Mitteln wehren (Schreien, Steine werfen etc.). Die Nasenpartie des Bären ist sehr empfindlich.
  • Nicht wegrennen und auf Bäume klettern. Wegrennen macht nur dann Sinn, wenn in unmittelbarer Nähe ein Haus oder ein Fahrzeug ist. Bären rennen immer viel schneller als Menschen.
 

Wenn ihr einen Bären oder seine Spuren gesehen habt

Bitte informiert die Fachstelle "Große Beutegreifer":

Internet: https://www.lfu.bayern.de/natur/wildtiermanagement_grosse_beutegreifer/hinweise_melden/index.htm

E-Mail: fachstelle-gb@lfu.bayern.de

Telefon: +49 9281 1800 4640  (täglich zwischen 10.00 und 16.00 Uhr)

 

Infoquellen:

www.lfu.bayern.de/natur/wildtiermanagement_grosse_beutegreifer/baer/faq_baer/index.htm

www.provinz.bz.it/land-forstwirtschaft/fauna-jagd-fischerei/downloads/ratgeber.pdf

www.sz.ch/public/upload/assets/25785/Zelten_im_Baerengebiet.pdf